Bruttonationalglück - Illusion oder Inspiration?

Veranstaltung am Mittwoch, 03. September 2014, 20 Uhr

 

In Bhutan, einem kleinen, vorwiegend buddhistischen Staat im Norden von Indien und südlich von Tibet mit einer Fläche ungefähr so groß wie die Schweiz, ist es seit 2008 in der Verfassung verankert: Das Bruttonationalglück. Stand es zu Beginn auf den vier Säulen "Erhaltung der Natur" (Umweltschutz), "Förderung der Kultur", "Nachhaltige Wirtschaft" und dem allem zugrundeliegenden Prinzip einer "Guten Regierungsführung", wurde diese Einteilung bei der letzten Befragung der Bhutaner verfeinert und auf neun Kategorien erweitert: Psychisches Wohlbefinden, Gesundheit, Erziehung und Bildung, Zeitaufteilung, Vitalität der Gemeinschaften, Artenvielfalt, Lebensstandard, Förderung der Kultur und die gute Regierungsführung. Man will sich nicht gegen Wirtschaftswachstum stellen, es aber auch nicht als das alleinige Ziel propagieren, sondern materiellem und nichtmateriellem Reichtum den gleichen Wert beimessen. Dabei geht es nicht nur um individuelles Glück, sondern Glücklichsein wird eher definiert als "Wissen, wie man miteinander lebt."

 

Die bhutanische Regierung fragt ihre Bürger nicht "Seid ihr glücklich", sondern sie fragt: "Was macht euch glücklich?" - um dann die notwendigen Konsequenzen für ihre Politik zu ziehen.

So ist es Bhutan gelungen, das Land mit dem zweithöchsten Pro-Kopf-Einkommen in Südostasien zu werden und innerhalb weniger Jahrzehnte die Lebenserwartung ihrer Bürger von ca. 35 Jahren auf 67 Jahre zu erhöhen.

 

Aber auch in Bhutan sind mit der Modernisierung des Landes einhergehende negative Entwicklungen spürbar. Es kämpft mit einer Jugendarbeitslosenquote von 9,2 % (2010) und das stetig wachsende Interesse an materiellen Gütern führt zu einer Aushöhlung der traditionellen buddhistischen Werte, was das eigentliche Fundament des Bruttonationalglücks untergräbt. "Die Frage ist, ob sich die im Entstehen begriffene moderne, demokratische Zivilgesellschaft Bhutans der Herausforderungen moderner Entwicklung bewusst wird und sich für die Einhaltung und weitere Ausgestaltung des Ordnungsrahmens im Namen des Bruttonationalglücks entscheidet." (Pfaff, 2011 s. pdf-Datei zum Download)

 

Ist das Modell auf den Westen übertragbar? Sicherlich nicht eins zu eins, aber Anregungen kann es geben, allerdings nur, wenn der Westen Glück für erstrebenswert hält und dieses Ziel auch gewillt ist zu verfolgen.

 

In zwei kurzen Filmen werden Bhutan und das Konzept des Bruttonationalglücks vorgestellt. Anschließend offene Diskussion.

 

Termin: 03. September 2014, 20:00 Uhr

Ort: Marktplatz Vaihingen/Enz  vor dem Naturkostladen, bei schlechtem Wetter unter dem Torbogen des "Gasthaus Zum Engel".


 

Das Bruttonationalglück aus ordnungspolitischer Sicht - eine Analyse des Wirtschafts- und Gesellschaftssystems von Bhutan
RatSWD_WP_182.pdf
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